Synthetische Vitaminbomben vs. natürliche Pulver – Wie unterscheiden sich natürliche von synthetisch hergestellten Vitaminen?

Synthetische Vitaminbomben vs. natürliche Pulver – Wie unterscheiden sich natürliche von synthetisch hergestellten Vitaminen? - HER ONE - The Future of Well-being

von Züleyha Aydin

Viele Menschen leiden an Mangelerscheinungen: Veganer nehmen häufig zu wenig Vitamin B12 über die Nahrung auf und fehlt das Sonnenlicht, rutschen bei vielen die Vitamin D-Werte in den Keller. Doch wie das Ganze umgehen? 

Ergänzungsmittel klingen nach einer guten Alternative. Der Markt ist voll von Produkten, von natürlichen Pulvern bis hin zu synthetischen Vitaminbomben, die den Tagesbedarf um das Vielfache decken. Doch nicht alles, was gesund scheint, muss auch gesund sein. Wie unterscheiden sich natürliche von synthetisch hergestellten Vitaminen?

Inhalt:

  1. Auf den ersten Blick egal?
  2. Höhere Bioverfügbarkeit gleich besser?
  3. Weshalb die Natur unschlagbar ist
  4. Überdosierung: Die Dosis macht das Gift
  5. Was ist die Alternative zu synthetischen Vitaminen?
  6. Natürliche Pulver: Die gesunde Option
  7. Natürliche von synthetischen Vitaminen unterscheiden

1. Auf den ersten Blick egal?

Einen Vitaminmangel beseitigen zu wollen ist per se nicht schlecht, nur enthalten die meisten Nahrungsergänzungsmittel Vitamine aus dem Labor. Vom molekularen Aufbau her unterscheiden sich synthetisch erzeugte Vitamine und Mineralstoffe nicht von Natürlichen: Auf atomarer Ebene sind Struktur und Aufbau von natürlichen und synthetischen Vitaminen identisch. 

Das einfachste Beispiel ist Vitamin C, dem häufig Ascorbinsäure gegenübergestellt wird. Beide Begriffe bezeichnen dasselbe Molekül und sind nur Synonyme. Auf den ersten Blick scheint die Herkunft der Vitalstoffe für den menschlichen Körper also irrelevant zu sein, weil sie genau auf dieselbe Weise aufgebaut sind.

2. Höhere Bioverfügbarkeit gleich besser?

Auf den zweiten Blick lässt sich aber erkennen, dass natürliche und synthetische Vitamine eine unterschiedliche Aufnahmefähigkeit aufweisen, auch Bioverfügbarkeit  genannt. Synthetisch hergestellte Vitaminpräparate bieten bereits in kleinen Portionen große Mengen des Wirkstoffes, was gesünder klingt, jedoch schneller zu einer Überdosierung führen kann. 

In der Natur sind Vitamine komplexer gebunden und kommen mit Spurenelementen einher, was die eigentliche Wirkung auf den menschlichen Körper ausmacht. Zwar müssen die Nährstoffe zunächst gespalten werden, damit der Körper auf die Vitamine zugreifen kann, der natürliche Cocktail an verschiedenen Mikronährstoffen ist jedoch entscheidend die gesundheitsfördernde Wirkung. Und wenn die Dosis betrachtet wird, darf nicht vergessen werden ‘An apple a day keeps the doctor away’  – not ten.

3. Weshalb die Natur unschlagbar ist

Entscheidend ist: Mikronährstoffe kommen in der Natur nie isoliert vor. Erst das komplexe Zusammenspiel von natürlich vorkommenden Vitamine mit Mineral- und Begleitstoffen, wie zum Beispiel den sekundären Pflanzenstoffen, macht die eigentliche gesundheitsfördernde Wirkung aus. 

3.1. Beispiel: Vitamin C

Anhaltender Vitamin C-Mangel verursacht die Krankheit Skorbut. Symptome der Erkrankung sind unter anderem Knochenschmerzen und Zahnfleischprobleme mit späterem Zahnausfall. Skorbut kann durch die Verabreichung von Vitamin C geheilt werden. Eine nachhaltige Wirkung erzeugen jedoch nur natürliche Vitamine, nicht etwa synthetisch erzeugte. 

Zitrusfrüchte sind nicht nur reich an Vitamin C: Die zusätzlich enthaltenen Spurenelemente Kalium und Calcium, regen das Zellwachstum an und stärken Knochen und die Zähne. Durch den Verzehr von Zitrusfrüchten können dementsprechend nicht nur Ursache von Skorbut, sondern auch die Symptome behandelt und gelindert werden. 

4. Überdosierung: Die Dosis macht das Gift

Beim Supplementieren von Vitamien gilt: Mehr ist nicht gleich besser. Synthetische Nahrungsergänzungsmittel enthalten hochdosierte isolierte Vitamine oder Mineralstoffe. Bei vielen Präparaten entspricht bereits eine Portion der empfohlenen Tagesdosis. Werden durch die Ernährung weitere Nährstoffe aufgenommen, kann die maximale Tagesdosis schnell überschritten werden und es droht eine Überdosierung.  

Viele Verbraucher fürchten eine Unterversorgung mit lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Die Überversorgung stellt jedoch ein genauso großes Problem dar. Denn wie auch sonst in der Medizin und im Leben gilt: Die Dosis macht das Gift.

4.1. Beispiel: Vitamin D

Vitamin D ist in diesem Fall das beste Beispiel, da es verdeutlicht, dass auf natürlichem Wege keine Überdosierung möglich ist. Denn: Vitamin D wird vom Körper selbst gebildet. Und was der Körper selbst bildet, kann nicht auf natürliche Weise zu einer Überdosierung führen. Durch hochdosierte Präparate aber schon.

Normalerweise bildet der menschliche Körper Vitamin D mithilfe der UV-Strahlen des Sonnenlichts. Die Enzyme in unserer Haut, welche für die Produktion verantwortlich sind, betreiben beim Sonnen eine ultraviolett-induzierte-Synthese, d.h. sie arbeiten nur wenn das UV-Licht gegeben ist, dann aber reichlich.

Vitamin D wird vom Körper im Fettgewebe gespeichert, da es ein fettlösliches Vitamin ist. Das ist auch an sich ganz gut, da wir im Sommer mehr Sonne abbekommen, als im Winter, wir aber natürlich das ganze Jahr über Vitamin D brauchen. 

Vom Körper gebildetes Vitamin D verweilt bis zu 8 Stunden in den Hautschichten und den enthaltenen Fettzellen, ist aber selber auch unheimlich lichtempfindlich. Vitamin D, das weiterhin der Sonne ausgeliefert ist, wird zu Lumisterol und Tachysterol abgebaut. Beide Produkte haben keinen Effekt auf unseren Körper. Ein gesunder Kreislauf also.

Das Vitamin D, das durch Präparate aufgenommen wird, sieht im Gegensatz dazu kein Sonnenlicht und kann vom beschriebenen Kreislauf nicht gefiltert werden. Ganz im Gegenteil: Es landet direkt im Magen und durch die Verdauung im Fettgewebe und dort kann es gespeichert werden, jahrelang. 

Dadurch ist die Überdosierung umso gravierender. Passiert die übermäßige Aufnahme häufiger, reagiert der Körper meist mit Übelkeit, Kopfschmerzen oder einem Schwindelgefühl, was aber nicht zwangsläufig passieren muss. Nimmt man weiterhin zu hohe Mengen Vitamin D zu sich, ohne diese Symptome mitzubekommen, riskiert man Nierensteine und seinen eigenen Körper schleichend zu vergiften.

4.2. Beispiel: Kalium

Aus Studien geht hervor, dass die allermeisten Menschen mit einer regulären Ernährung genug Kalium zu sich nehmen. Zudem zeigen die Studien, dass nur Menschen mit hohem Blutdruck eine geringe tägliche Überdosierung von Kalium vertragen oder sie ihnen sogar gut tut. 

Im Gegensatz dazu kam es bei Frauen, die ihre Tagesdosis durch Ergänzungspräparate überschritten, sogar vereinzelt zu Todesfällen. Dass Frauen anfälliger für eine Überdosierung von Kalium sind, liegt daran, dass Frauen eher zu niedrigem Blutdruck neigen als Männer. Ein Übermaß an Kalium schadet laut Studien jedoch beiden Geschlechtern.

5. Was ist die Alternative zu synthetischen Vitaminen?

Was bedeutet das jetzt für mich? Wer sich gesund und vor allem ausgewogen ernährt, kann viele Vitamine und Mineralstoffe über die Nahrung aufnehmen. In bestimmten Situationen, bei Mangelerscheinung oder Krankheit, kann es jedoch sinnvoll sein, Mikronährstoffe zu supplementieren und ein Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. 

Um die beschriebenen Risiken von synthetischen Präparaten zu vermeiden, sollte man zu Nahrungsergänzungen aus natürlichen Zutaten greifen. Wenn natürliche Zutaten, wie getrocknetes Obst, Kräuter oder Heilpflanzen verwendet werden, bleibt das komplexe Zusammenspiel der Vitamine und Mineralstoffe auch im fertigen Nahrungsergänzungsmittel erhalten.

6. Natürliche Pulver: Die gesunde Option

Gerade für eine Mangelerscheinungen sind Pulver oder Kapseln aus natürlichen Zutaten optimal, wenn es nicht möglich ist einen Mangel alleine über die Ernährung auszugleichen.

Ein erhöhter Bedarf an Vitamin C kann beispielsweise hervorragend über Pulver aus der Acerolakirsche gedeckt werden. 48% je Gramm des Pulvers bestehen aus Vitamin C. Eine frische Limette kommt lediglich auf 0.5% pro Gramm. Somit benötigt man nur wenige Gramm des Acerola-Pulvers, als Zugabe in Müsli, Joghurt oder Wasser, um einen gesundheitsfördernden Effekt zu erzielen.

Neben der starken Nährstoffkonzentration sind Nahrungsergänzungsmittel aus natürlichen Zutaten länger haltbar als herkömmliches Obst und werden darüber hinaus strenger kontrolliert. Bestätigt wird dies von der deutschen Verbraucherzentrale.

7. Natürliche von synthetischen Vitaminen unterscheiden

Um bei Produkten zu erkennen ob die Vitamine nun natürlichen oder doch synthetischen Ursprungs sind, reicht schon ein Blick auf die Zutatenliste. Bei Nährstoffen natürlichen Ursprungs steht der Name des Lebensmittels direkt als Fruchtpulver aufgelistet. 

Synthetisch erzeugte Vitamine und Mineralstoffe hingegen werden meist mit ihrem chemischen Namen aufgelistet. Auf der Rückseite eines natürlichen Vitamin C-Präparats liest man beispielsweise “Acerola-Extrakt”, bei einem synthetischen “Vitamin C” oder “Ascorbinsäure”. 

Manche natürlichen Produkte werden zusätzlich mit Fruchtextrakten versetzt, um den Geschmack abzurunden. Das kann beispielsweise Zitronenpulver oder etwas Minze sein. Auch zu diesen kann man ruhigen Gewissens greifen, da diese Begleitstoffe die gesunde Wirkung zum Teil sogar noch fördern. So oder so schmecken sie auch einfach super!

Die Autorin:

Züleyha studiert Chemie und verbringt ihre Freizeit gerne mit Kickboxen und künstlerischen Aktivitäten. her1 unterstützt sie bei Recherchen und hilft in der Produktentwicklung. Mit ihren chemischen Kenntnissen hat sie schon Artikel verfasst, wobei ihr die Aufklärung am Herzen liegt. Ihr Lieblingsstoff ist das Himbeerketon. Es ist verantwortlich für Geruch und Geschmack der Himbeere. Der erste Stoff den sie (alleine) extrahiert hat. Es riecht atemberaubend!

 

Quellen: 
  • Aburto N., et al.: Effect of increased potassium intake on cardiovascular risk factors and disease: systematic review and meta-analyses. Aufzurufen unter <https://www.bmj.com/content/346/bmj.f1378.long> (zuletzt aufgerufen am 5.5.2020).

  • U. Dettmer, M. Folkerts, E. Kächler, A. Sönnichsen: Intensivkurs Biochemie, 1. Auflage, Elsevier Verlag, München 2005, S. 10.

  • L.Stryer: Biochemie, dt. Übers. von J. Guglielmi, 1. Auflage, Friedr. Vieweg Und Sohn Verlag, Braunschweig 1978, S.184-185,217, 287, 293.

  • M. F. Holick: Environmental factors that influence the cutaneous production of vitamin D. In: Am J Clin Nutr. Band 61 (3 Suppl), 1995, S. 638S–645S.
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